Schlafstörungen
Zu wenig Schlaf verursacht den Betroffenen viel Leid und wirkt sich stark auf das allgemeine Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit und die Gesundheit aus. Körper und Geist brauchen regelmäßig ausreichend Schlaf, um sich zu regenerieren. Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Gründen, warum Menschen einen Arzt aufsuchen. Etwa die Hälfte der Bevölkerung leidet gelegentlich unter Schlafstörungen.
Gestörter Schlaf kann körperliche oder psychische Ursachen haben oder durch äußere Einflüsse (Umwelteinflüsse, Medikamente) ausgelöst werden. Die häufigsten körperlichen Schlafstörungen sind:
- Schlafbezogene Atmungsstörungen (Schlafapnoe-Syndrom): Kennzeichnend dafür ist lautes Schnarchen, das sich mit Phasen des Atemstillstandes abwechselt, in denen sich die oberen Atemwege verschließen. Das führt zu Phasen unbewusster körperlicher Panik (Ringen um Atem), zu unbewusstem Erwachen und insgesamt zu schlechter Schlafqualität. Während des Tages fühlen Betroffene sich abgeschlagen und müde. Ernste Herz-Kreislaufprobleme können sich daraus entwickeln.
- Schlafbezogene Bewegungsstörungen („Restless-Leg-Syndrom“ – zuckende Beine -, oder Zähneknirschen):
Über ein Zehntel der Bevölkerung ist davon betroffen: Ein kribbelndes, brennendes, stechendes klopfendes oder „brodelndes“ Gefühl in den Beinen, manchmal auch in den Armen, das großen Bewegungsdrang auslöst und vor allem im Ruhezustand während des Einschlafens auftritt. Die Gliedmaßen müssen ständig bewegt oder massiert werden oder sie zucken unkontrolliert. Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Erste Anzeichen der Erkrankung treten häufig ab einem Alter von 30 Jahren auf, mit 50 bis 60 Jahren ist oft die Lebensqualität so stark beeinträchtigt, dass ärztliche Hilfe nötig wird. - Hormonelle Schlafstörungen (z.B. bei Frauen in den Wechseljahren)
- Schmerzerkrankungen
- Ursachen, die im Zentralnervensystem liegen (Narkolepsie – Schlafattacken tagsüber oder bei starken Emotionen)
Die häufigsten psychischen Schlafstörungen sind:
- Alpträume, Schlafwandeln, nächtliches Aufschreien
- Störungen beim Ein- und Durchschlafen durch Belastungen oder Stress (Berufliche Probleme, Geldsorgen, familiäre Sorgen, …)
- Psychische Erkrankungen (Depression, posttraumatischer Stress, Angststörungen, Essstörungen)
Die häufigsten Schlafstörungen durch äußere Einflüsse sind:
- Schlafrhythmusstörungen: Die „innere Uhr“ ist aus dem Gleichgewicht geraten, etwa durch Schichtarbeit oder Jet-Lag (Reisen mit Zeitverschiebungen).
- Auch Umwelteinflüsse wie Licht und Temperatur wirken sich auf den Schlafrhythmus aus.
- Wenn Sie einen Monat lang drei Mal pro Woche oder öfter nicht ein- oder durchschlafen können oder sich tagsüber sehr müde fühlen.
- Wenn Sie schnarchen und dabei immer wieder Phasen des Atemstillstands haben, bzw. wenn Sie schnarchen und sich beim Aufwachen müde und abgeschlagen fühlen.
Das Schlaftagebuch
Das wichtigste Mittel zur Diagnose ist das ärztliche Gespräch. Zur Vorbereitung darauf kann das Führen eines Schlaftagebuchs über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen hilfreich sein.
Notieren Sie dazu:
- Ihre Schlafzeiten
- Die Art der Schlaflosigkeit (nicht eingeschlafen, nicht durchgeschlafen, zu früh aufgewacht, nicht erholt aufgewacht, …)
- Verhalten (Was taten Sie, als Sie nicht schlafen konnten? Bemerkten Sie oder jemand anderer „auffälliges“ Verhalten wie Schnarchen, Zucken, Zähneknirschen, Schlafwandeln, Sprechen oder Schlafwandeln, Aufschreie, etc.)
- Welche körperlichen Symptome haben die Schlaflosigkeit begleitet? Schmerzen oder ein Kribbeln in den Beinen , kreisende Gedanken, Herzrasen, Schwitzen, körperliche Ruhelosigkeit oder ein verspanntes schmerzendes Kiefergelenk?
- Konsum von Medikamenten, Alkohol, Nikotin oder Koffein im Tagesverlauf
Die Schlafanalyse: Wenn Sie schnarchen oder Sie bzw. Ihre Partnerin oder Ihr Partner lange Atemaussetzer während des Schlafens feststellen, gibt es auch die Möglichkeit der Abklärung mittels Geräten, die die Atmung und die Herztätigkeit während des Schlafens messen. Patientinnen oder Patienten bekommen dazu ein Gerät mit nach Hause, das diese Körperfunktionen während des Schlafs misst, oder verbringen eine Nacht in einem Schlaflabor.
Kognitive Verhaltenstherapie hilft Betroffenen, gemeinsam mit einer Therapeutin oder einem Therapeuten eingelernte hinderliche Verhaltensmuster und schädliche Gewohnheiten zu verändern, bzw. Stress oder psychische Belastungen besser zu bewältigen.
Behandlung der Schlafapnoe. Gewichtsreduktion, evtl. operative Behandlung von Atemwegsbehinderungen und eine Stärkung der Muskulatur in Mund und Hals können erste Erleichterung bringen. Weiters kommen spezielle Schlafmasken (CPAP-Geräte) zum Einsatz, die die Atemwege im Schlaf durch das Auslösen leichten Überdrucks freihalten und so bei regelmäßiger Anwendung den Schlaf wieder erholsam werden lassen.
Medikamentöse Therapie. Bei manchen Ursachen von Schlaflosigkeit ist nach genauer Abklärung durch den Arzt eine medikamentöse Therapie angebracht. Schlafmittel sollten kürzestmöglich zum Einsatz kommen, da sie ein Suchtpotential bergen. Zur Behandlung kommen etwa Benzodiazepine, moderne Schlafmittel, sedierende Antidepressiva, aber auch pflanzliche Präparate, die Baldrian, Melisse oder Hopfen enthalten, zum Einsatz.
Schlafhygiene lernen!
- Das Schlafzimmer ist zum Schlafen da. Legen Sie sich erst nieder, wenn Sie müde sind. Wenn Sie zu lange nicht einschlafen können, stehen Sie wieder auf und beschäftigen Sie sich mit etwas, um sich nicht selbst unter Einschlafdruck zu setzen. Gehen Sie erst wieder schlafen, wenn der Schlaf Sie „übermannt“.
- Schlafzimmer sollten bildschirm- und smartphonefreie Zonen sein.
- Probleme nicht im Bett wälzen. Widmen Sie sich bewusst vor dem Schlafengehen Ihren Sorgen und schreiben Sie es evtl. nieder oder verschieben Sie die Lösung bewusst auf den nächsten Tag und geben Sie Ihren Sorgen für die Nacht „frei“. Auch Beziehungsprobleme nicht im Bett austragen.
- Entspannen Sie sich. Entspannungstechniken, Autogenes Training, ein heißes Bad und körperliche Anstrengung (am Tag, nicht unmittelbar vor dem Bettgehen!) können entspannend wirken.
- Vermeiden Sie große, fettreiche Mahlzeiten vor dem Schlafengehen.
- Verzichten Sie auf Alkohol und Koffein, bzw. trinken Sie Koffein nur am Morgen.
- Ein gemütliches Bett, die richtige Matratze und ein „ablenkungsfreies“, leises, dunkles, eher kühles Schlafzimmer tragen ebenfalls zum raschen Einschlafen bei.
- In einen Schlafrhythmus kommen. Gehen Sie täglich (auch am Wochenende) zur gleichen Zeit ins Bett und stehen Sie zur gleichen Zeit auf. Planen Sie Entspannungszeit und ein Einschlafritual mit ein.
- Verzichten Sie auf den Mittagsschlaf.
Patientenratgeber
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Dieter Riemann (2003). Ratgeber Schlafstörungen: Informationen für Betroffene und Angehörige (Taschenbuch). Göttingen: Hogrefe.
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Jutta Backhaus & Dieter Riemann (1996). Schlafstörungen bewältigen. Informationen und Anleitung zur Selbsthilfe. Weinheim: Beltz.
Fachbücher zum Thema
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Jürgen Staetd & Dieter Riemann (2007). Diagnostik und Therapie von Schlafstörungen. Stuttgart: Kohlhammer.
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Kai Spiegelhalder, Jutta Backhaus & Dieter Riemann (2011). Schlafstörungen. Göttingen: Hogrefe.
Im Internet
Redaktion:
Dr. Andrea Jansche, Mag. Petra Müller, Mag. Elke Galvin