Aktuelles aus der Reha-Klinik

DeGEval-Tagung 2019

pro mente Gruppe in Kärnten

Qualitätsmanagement und Evaluation sind unabdingbarer Bestandteil der medizinischen Rehabilitation

Die Referentinnen und Referenten sowie alle, die ein Poster präsentierten

Am 9.5. 2019 fand im „Lakeside Spitz“ in Klagenfurt die Tagung „Qualitätsmanagement und Evaluation in der Rehabilitation“ statt, veranstaltet vom Arbeitskreis (AK) Gesundheit der Gesellschaft für Evaluation (DeGEval), pro mente forschung und der Ferdinand Porsche Fern-FH. Im Mittelpunkt der Tagung, die mit hochkarätigen und erfahrenen Expertinnen und Experten aus ganz Österreich besetzt war, stand die Frage nach dem Stellenwert der wissenschaftlichen Evaluation in den verschiedenen Bereichen der medizinischen Rehabilitation.

Die medizinische Rehabilitation ist wichtiger Bestandteil des österreichischen Gesundheitswesens. Mehr als 300.000 Rehabilitationsaufenthalte werden jährlich in den in Österreich bestehenden rund 80 stationären Einrichtungen durchgeführt, dazu kommen noch die in den letzten Jahren steigende Anzahl von ambulanten Rehabilitationsverfahren. Die Tagung brachte tiefergehenden Einblick in die zahlreichen Qualitäts- und Evaluationsinitiativen der Einrichtungen.

Dem Sprecher des AK Gesundheit der DeGEval und Obmann der pro mente Gruppe in Kärnten, Univ.-Doz. Dr. Georg Spiel, ist wissenschaftliche Evaluation ein großes Anliegen. „Wir konnten nun in der Reha-Klinik für Seelische Gesundheit auch unter Einbeziehung einer Eigenkontrollgruppe nachweisen, dass die stationäre Rehabilitation bei psychischen Erkrankungen wirksam ist. Ebenso zeigt sich, dass gezielte Angebote für spezifische Problemlagen erfolgsversprechend sind. Die ersten Ergebnisse für Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen bestätigen diesen eingeschlagenen Weg in der Reha-Klinik für Seelische Gesundheit in Klagenfurt.“

Dr. Martin Skoumal, Chefarzt der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) stellt das Stufenmodell „RehaJET“ der PVA vor - ein auf Teilhabe ausgerichtetes zielorientiertes medizinisch-berufsorientiertes Reha-Konzept in den Einrichtungen der PVA, das modular aufgebaut und auf das Erkennen von beruflichen Problemlagen aufgebaut ist. Skoumal betont die Wichtigkeit, auch die psychischen Belastungen der Patientinnen und Patienten in die Reha einzubeziehen: „Nach einem Herzinfarkt ist die physische Reha wichtig, aber Unterstützung bei der Bewältigung der massiven Angst rund um das dramatische Erlebte darf nicht vergessen werden. Daher ist Psychokardiologie in der Reha wichtig.“

Prim. Dr. Hanns Harpf, Leiter des Zentrums für ambulante Rehabilitation in Graz sowie Vorsitzender der Institutsleiterkonferenz der Arbeitsgemeinschaft für ambulante kardiologische Rehabilitation (AGAKAR)erklärt, Qualitätsmanagement setze eine gezielte Evaluation der Einzelbereiche voraus:
„Eine Evaluation der Ergebnisse und der Nachhaltigkeit benötigt ausreichende Planung und ist ohne Datenbanken retrospektiv und prospektiv nicht möglich. Ein Benchmarking der ambulanten und stationären Einrichtungen der Rehabilitationsgebiete ist dringend anzustreben.“ Ein entscheidend begünstigender Faktoren für die Kardio-Reha ist laut Harpf Bewegung: „30 Minuten Gehen am Tag steigert die Lebenserwartung bereits um rund 30 Prozent. Das ist nicht viel Zeit und Aufwand, und es gibt kaum ein Medikament, das ähnlich gut wirkt.“ Wichtig seien weiters theoretische Schulungen der PatientInnen, da oft eine geringe Gesundheitskompetenz bezüglich des eigenen Körpers herrsche.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Dietmar Geissler, Leiter der onkologischen Rehabilitation im Humanomed Zentrum Althofen und Leiter der Arbeitsgruppe „Rehabilitation des Onkologiebeirats des Gesundheitsministeriums, beleuchtete in seinem Vortrag den „Weg zurück ins Leben“ nach Krebserkrankungen: „Im Humanomed -Zentrum Althofen wurde 2009 mit einem Pilotprojekt für Onkologische Rehabilitation begonnen. Wir konnten folgendes beweisen:
Patienten stabilisieren ihren physischen Zustand. Sie verbessern deutlich und nachhaltig ihren psychische Situation (Verringerung von Depressivität, Angst und Niedergeschlagenheit) sowie ihre Lebensqualität. Soziale und wirtschaftliche Faktoren haben einen starken Einfluss auf den Rehabilitationserfolg.“ Insbesondere macht Geissler auf die Einkommenssituation als wichtigen Faktor für den Outcome der onkologischen Rehabilitation aufmerksam.

Die Leiterin der pro mente Reha Graz Prim. Dr. Susanna Anhaus weist auf das erklärte Ziel der Rehabiliation hin - die Förderung bzw. Wiederherstellung der Aktivitäten und Teilhabe der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden. Um die gesetzten Maßnahmen und deren Auswirkung auf die Ergebnisqualität zu überprüfen, wird Evaluation als Prozess verstanden, in dem immer wieder Anpassungen der Ziele und eingesetzen Maßnahmen bewertet und möglich werden.

DI Dr. Gerhard Fülöp von der Gesundheit Österreich GmbH beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Planung im Gesundheitswesen (inkl. Qualitätsaspekte). Er hält umfassendere Belege betreffend den auch längerfristigen Nutzen der Intervention/Rehabilitation für hilfreich und erforderlich, auch um die Kapazitätsplanung in der Rehabilitation (inklusive Priorisierungen bezüglich der Reha-Formen stationär, ambulant bzw. Phase II und Phase III) in Differenzierung nach Indikationsgruppen besser unterstützen zu können. Im Rahmen der abschließenden Podiumsdiskussion weist er auf die Wichtigkeit hin, aufzuzeigen, dass durch das Messbarmachen erfolgreicher Rehabilitation auch die künftige Kapazitätsplanung unterstützt und erzielbare Kostenersparnisse sichtbar gemacht werden.

Die DeGEval-Frühjahrstagung findet einmal jährlich an wechselnden Standorten und mit unterschiedlichen Themen statt. Für nächstes Jahr ist eine Tagung zum Thema „Nachhaltigkeit von Maßnahmen der Gesundheitsförderung“ in Wien geplant.

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